9. Etappe: Singapur

von | 25. Juni 2017 | 0 Kommentare

Dieder Tag deckt von „nervenaufreibend“ über „toll“ und „phänomenal“ bis zu „müsste wirklich nicht sein“ alles ab! Aber beginnen wir am Morgen.

Da unser Flug von Colombo nach Singapur bereits um 07:25 starten sollte, hiess es einmal mehr sehr früh aufstehen. Den Wecker stellten wir auf 4 Uhr, um viertel vor fünf holte uns das Taxi ab. Wir wurden am Flughafen abgeladen und checkten beim Schalter der Sri Lankan Airlines ein. Bis dahin ging alles ganz glatt, doch das sollte sich schnell ändern. Bereits für die Passkontrolle mussten wir anstehen, wobei sich die Wartezeit noch in Grenzen hielt. Etwas verwirrend war aber die Tatsache, dass auf den Schaltern ein grosses Bild mit der Aufschrift „Welcome to Sri Lanka!“ prangte. Dies schien niemanden zu stören oder zu interessieren, jedenfalls kriegten wir unseren Ausreisestempel und wurden zur nächsten Halle geleitet. Dort angekommen, sahen wir die riesige Schlange vor dem Security-Check. Kein Wunder, es gab auch nur zwei Stationen, wobei es die Sicherheitsleute sehr bequem zu nehmen schienen. Die Menschenschlange ragte bereits über den markierten Bereich hinaus und wir konnten zusehen, wie sie minütlich länger wurde. Obwohl wir noch weder Kaffee oder Frühstück intus hatten, entschieden wir, uns anzustellen, um unseren Flug zu erwischen. Wer Suu kennt weiss, was es für sie heisst, ohne Frühstück auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen 😉 Immerhin ging es vorwärts, wenn auch nur sehr langsam. Wir sind etwas mehr als eine halbe Stunde angestanden, inzwischen war es ca. 06:30. Endlich waren wir an der Reihe und der Sicherheitsbeamte vor dem Durchleucht-Apparat wollte unseren Boarding-Pass sehen und fragte, wohin wir reisen. „Singapore“, antworteten wir. „Gate not open yet. Please wait.“, entgegnete er, und gestikulierte in Richtung Aufenthaltsbereich und Restaurants.  Der wollte doch tatsächlich, dass wir uns nachher nochmals von vorne anstellen, wobei die Schlange inzwischen bis zur Passkontrolle reichte! Wir verstanden gerade die Welt nicht mehr und wollten natürlich keinesfalls nochmals so lange anstehen. So sind wir in der Schlange etwas zurück und konnten beobachten, wie der Sicherheitsbeamte noch weitere Personen abwies und mit ihnen diskutierte. Ein Aufpasser kam und sagte „You can not wait hier.“ und gestikulierte wie der Sicherheitsbeamte vorher. Etwas genervt entgegneten wir, dass wir uns nicht nochmals anstellen wollten, woraufhin er uns gestattete, ein paar Meter weiter hinten zu warten. Es war mal wieder typisch … OK – unser Flug war tatsächlich noch nicht auf dem Bildschirm an der Sicherheitskontrolle aufgeführt. Das Problem war offenbar, dass der vorige Flug an unserem Gate noch immer dort war, obwohl er vor über 2 Stunden hätte starten sollen. Kurz nach 7 wurde endlich auch unser Flug für die Sicherheitskontrolle angezeigt. Wären wir jetzt erst angestanden, hätten wir es sowieso nicht rechtzeitig geschafft. Der Flug hatte schliesslich noch eine Verspätung von etwa einer Stunde.

In Singapur angekommen nahmen wir die U-Bahn zu unserem Hotel. Um in den Genuss einer guten Aussicht über die Skyline zu kommen und tolle Fotos machen zu können, hatte ich bereits Ende Dezember ein Zimmer mit Hafenblick im 59. Stock des Swissotel The Stamford gebucht. Suu habe ich davon nichts erzählt, sondern habe sie damit überrascht.  Aufgrund zweier Todesfälle im vergangenen Jahr wurden jedoch die Balkone in den oberen Etagen verschlossen. Wir fragten die nette Dame am Empfang, ob sie diesen für uns öffnen könnten. Sie klärte es zuerst ab, und nachdem wir eine Zwischenmahlzeit im McDonald’s eingenommen haben J und in unser Zimmer zurückgekehrt sind, war die Balkontüre tatsächlich nicht mehr verriegelt. Die Aussicht war wirklich genial! Wir entschieden uns, an diesem Abend im Hotelzimmer zu bleiben, um die Aussicht zu geniessen, in bestellten später noch ein tolles Abendessen direkt in unser Zimmer – Teigwaren für Suu, ein feines Steak für mich. Dinieren mit Blick auf die Skyline von Singapur, wie genial! Obwohl wir früh aufgestanden sind, waren wir so fasziniert von der Skyline und dem Zimmer, dass es wieder spät wurde. Gegen 2 Uhr fielen wir müde in unsere Betten und planten, am nächsten Tag um 7 Uhr aufzustehen.

Wir können uns nicht mehr genau daran erinnern, wie kurz darauf wieder aufgewacht sind; es war ca. halb 3 Uhr morgens. Beide waren noch im Halbschlaf, Suu hat bemerkt, dass wir weder Licht noch Strom haben. Im Hintergrund nahmen wir Geräusche auf dem Gang war, aber wir wollten nur weiterschlafen. Plötzlich klopfte es unsanft an unsere Tür und ich fluchte erstmals. Als es ein zweites Mal energischer klopfte ging Suu an die Tür und schaute durchs Guckloch. „Das ist die Feuerwehr!“, rief sie, und wir waren beide hellwach. Ich zog mir schnell eine Hose und ein T-Shirt über und öffnete hastig die Türe. Tatsächlich stand ein Feuerwehrmann in Vollmontur vor uns und forderte uns auf, sofort mitzukommen. Wir nahmen einen penetranten Geruch und Rauch im Korridor war – kein Zweifel, irgendwo brennt es! Der Feuerwehrmann gestikulierte hastig, während im Korridor Leute hin und her rannten; ohne Kontaktlinsen konnte ich nicht viel mehr erkennen. Instinktiv packte Suu unsere Handys und Fotoapperate in einen Rucksack, während ich mir das Notebook, unsere „Flug-Neccesaures“ mit dem Nötigsten wie Kontaktlinsen und Zahnbürste und die Pässe schnappte. Wir zündeten unsere Taschenlampen an, schlüpften barfuss in die Schuhe und liefen zur Zimmertüre. Noch immer waren alle Zimmer ohne Strom und Licht, in den Gängen hat eine schummrige Notbeleuchtung etwas Licht gegeben. Der Feuerwehrmann scheuchte uns den Gang entlang zu einer Nottreppe. Als er die Türe zur Nottreppe öffnete sahen wir, dass in der Mitte des Treppenhauses Wasser herunterströmt; Löschwasser. Überall waren Feuerwehrleute und andere Gäste, welche ebenfalls evakuiert wurden. Das Treppenhaus stand unter Wasser, sodass wir beim Treppenabstieg nasse Schuhe und Socken bekamen. Die Stimmung erinnerte irgendwie an die Bilder im Film Titanic, als diese gerade untergeht. Ein Feuerwehrmann eskortierte uns ein oder zwei Stockwerke über die Nottreppe nach unten und dort durch einige Türen hindurch, bis wie vor einem  Feuerwehr-Lift standen. Wir warteten kurz – es kam uns jedoch lange vor – bis der Lift kam und mit Hotelgästen gefüllt wurde. Der Lift fuhr direkt in den Ground Floor, wo wir hastig in die Lobby gebracht wurden. Dort sassen, lagen und standen die Gäste der evakuierten Etagen rum – einige konnten sich noch anziehen, andere waren im Pijama, wieder andere halbnackt und einige im Badmantel. Suu und ich wollten nach dem beissenden Rauchgeruch an die frische Luft und verliessen das Hotel. Zahlreiche Feuerwehr-, Ambulanz- und Polizeiwagen standen vor dem Hotel und leuchteten wie eine Lichterkette. Wir standen etwas unter Schock, waren aber sehr froh, draussen zu sein.

Die Mitarbeiter waren alle sehr freundlich und hilfsbereit, mühsam war aber, dass man nicht wirklich informiert wurde und nicht wusste, was genau passiert ist und wann respektive ob man überhaupt in die Zimmer zurück kann. Von aussen sah man keine Flammen. Kurz nach 5 Uhr kam dann die Entwarnung und die Clearance der Polizei und der Feuerwehr, dass man wieder in die Zimmer kann. Mit dem Feuerwehr-Lift fuhren wir nach oben. Der beissende Rauchgeruch lag noch immer in der Luft und es dauerte noch eine Weile, bis Strom und Licht wieder funktionierten.

Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der Brand in der Küche ein Stockwerk über uns gewütet hatte und wahrscheinlich durch einen Kurzschluss oder dergleichen verursacht wurde. Wir haben mit einer langjährigen Mitarbeiterin des Hotels gesprochen, welche uns gesagt hat, dass dies das erste Mal in 30 Jahren gewesen sei, dass man Gäste evakuieren musste. Bei unserem Glück sollten wir Lotto spielen 😉

Der Tag darauf begann dann einige Stunden später als geplant, immerhin mussten wir etwas Schlaf nachholen.

Facts & Figures

Datum:
Freitag, 15. Juli 2016

Schritte:
9’150 Schritte / 6.71 km

Zeit in Fahrt:
3:56 h

Gefahrene Strecke:
161 mi / 258 km

Congdon Campground