8. Etappe
Colombo

von | 14. Feb. 2016 | 0 Kommentare

Um wieder zurück in die Hauptstadt Colombo zu gelangen haben wir uns für den Zug entschieden, da wir bisher gute Erfahrungen damit gemacht hatten. Da wir für die Fahrt von Matara nach Colombo keine Sitzplätze mehr reservieren konnten (Exkurs im Anschluss) haben wir uns früh genug an den Bahnhof bringen lassen. Da Matare zudem der Startpunkt dieser Zugverbindung ist hofften wir, dass der Zug vielleicht bereits etwas früher dort sein würde und wir einen Sitzplatz ergattern können. Die rund 3.5 Stunden dauernde Zugfahrt kostete pro Person 240 Rupien (ca. Fr. 1.60). Unser Plan ging auf – bereits eine Stunde vorher konnten wir in den Zug. Dieser war jedoch in einem massiv schlechteren Zustand als alle Züge, die wir bisher gesehen haben und ziemlich schmutzig. Der Schmutz kam aber nicht etwas von den Gästen oder den Mangel an Reinigung (das können wir nicht beurteilen), sondern viel mehr durch das Alter der Waggons an sich. Der Boden war kürzlich sogar gereinigt worden, davon zeugten Wasserpfützen unter den Sitzen. Damit wir unsere Daypacks trotzdem auf den Boden stellen konnten, kaufte ich am Bahnhof eine Zeitung, welche wir unter unseren Füssen ausbreiteten. Unsere grossen Rucksäcke befestigten wir gut auf den etwas schmalen Gepäckhalterungen über uns, damit diese nicht plötzlich auf unseren (oder andere) Köpfen landen. Auf die Minute genau um 09:40 ertönte das Bimmeln einer Glocke (natürlich von Hand), ein Pfiff und der Zug setzte sich in Bewegung. Obwohl die Zugstrecke am Meer entlang verläuft, war die Fahrt bei weitem weniger spektakulär als unsere bisherigen Fahrten, direkt auf das Meer sah man nur während wenigen Minuten. Das spielte für uns jedoch keine Rolle, war die Zug doch viel mehr Mittel zum Zweck und eine Alternative zur 100 USD teuren Fahrt mit dem Taxi. Hier unterscheiden wir uns von Pauschaltouristen, welche vom Fahrer/Tourbus an einem Bahnhof abgeladen und 100 km weiter wieder aufgesammelt werden, nur um mal Zug zu fahren ☺ Wir waren froh, dass wir sitzen konnten, den bereits nach einigen Stationen war der Zug überfüllt und viele Passagiere musste während mehreren Stunden stehen, inmitten von einer Mixtur aus Schweiss- und Bahnabriebgerüchen, im Durchzug bei rund 30° Hitze mit klappernden, sich drehenden Ventilatoren an den Decken.

Exkurs „Zugfahren in Sri Lanka“: Zugfahren in Sri Lanka ist eigentlich ganz OK und eine gute Alternative sowohl zu den etwas unbequemen (da meistens überfüllten und engen) Bussen sowie den relativ teuren Transfers per Taxi. Etwas umständlich ist die Organisation der Zugfahrten. Wir haben bis heute keine offiziellen, gut lesbaren Fahrpläne gefunden. Man kann zwar auf der Website der Bahn und sogar mit einem iPhone-App die Verbindungen abfragen, indem man Start- und Endpunkt angibt. Man kann die Zugverbindung aber nicht so aufrufen, dass man Start- und Endpunkt sowie alle dazwischenliegenden Stopps ablesen könnte. Da nicht alle Zugverbindungen – pro Tag und Linie sind es vielleicht zwischen 5 und 15 Züge – an allen Stationen anhalten, wäre dies noch recht praktisch. Einige Züge haben einen Waggon von privaten Abietern angehängt, welche etwas mehr Komfort bieten soll (was ohnehin nur teilweise stimmt) und im Voraus per Internet gebucht werden kann. Die regulären Sitzplätze können nur direkt an einem Bahnhof selbst oder mit einer lokalen SIM-Karte per SMS gebucht werden, nicht aber anderweitig per Telefon und schon gar nicht per Internet. Gebucht werden kann zudem nur die erste und ein Teil der zweiten Klasse. Sri Lanka kennt 3 Zugklassen. Es kann also sein, dass ein Zug eine 1. Klasse mit Reservierungsmöglichkeit mitführt, einen oder mehrere 2. Klasse-Waggons mit und dazu auch noch solche ohne Sitzplatzreservierung sowie solche Waggons mit der 3. Klasse. Auf gewissen Stecken kommt noch ein Obervation Saloon-Waggon hinzu, teilweise ein Waggon von privaten Anbietern. Welche Verbindungen und welche Züge (die verschiedenen Verbindungen haben Zugnummern und andere Namen, oder auch beides) nun was genau beinhalten, ist ziemlich schwierig herauszufinden. Das System dahinter haben wir jedenfalls bis heute nicht durchschaut. Die Züge fahren meistens punktgenau los, haben aber oft bereits nach einigen Stopps Verspätung. Der Zug von Colomb nach Kandy, welcher gemäss Fahrplan gut 2:45 gebraucht hätte, war üünklich losgefahren, kam dann aber mit einer Verspätung von über 1:30 an ☺ Das Zugfahren auf unserer Reise glich einem ständigen Trial & Error, da wir erst am Bahnschalter beim Buchen (beim Buchungsversuch) oder erst kurz vor der Abfahrt erst wussten, in welcher Klasse wir mitfahren und ob wir überhaupt sitzen können. Das Ganze ist recht verwirrend, Zeit- und Nervenaufreibend. Aber es gehört halt einfach zu einer selbst organisierten Reise in Sri Lanka dazu ☺

Mit einer moderaten Verspätung von ca. 15 Minuten trafen wir in Colombo ein. Bisher erst im Reiseführer gelesen erlebten wir kurlige Szenen. Die Wartenden warfen über die (sowieso immer offen stehenden) Fenster Tücher und Taschen auf die Sitze der aussteigenden Passagiere, um sich einen Sitzplatz zu reservieren. Dabei drängelten sie wie Frauen bei einem Schuhausverkauf. Zudem stürmten die Menschen in die Züge, bevor die Passagiere überhaupt aussteige konnten. Wir standen vollgepackt im Gang, während sich an uns einsteigende Passagiere vorbeiquetschten. Mit etwas Gewalt – wir haben uns etwas breit gemacht und den einen oder anderen sanft (oder auch nicht) weggestossen – bahnten wir uns den Weg aufs Perron und durch die Menschenmassen. Die Szene hätte aus einem Zombie-Film sein können; ich kam mir vor, als wollten mich alle um mich herum auffressen. Gut, vielleicht übertreibe ich jetzt etwas 😉 Wir nahmen ein überteuertes Tuk-Tuk, welches uns zu unserem Hotel „Colombo City Hotels“ brachte. Da unser Zimmer noch nicht fertig war, assen wir noch etwas zu Mittag.

Nach einem Päuschen stürzten wir uns ins Gewusel der 0.75-Millionen-Stadt Colombo (für asiatisch Verhältnisse also eher eine sehr kleine Hauptstadt). Aus dem Reiseführer hatten wir eine Fussroute, die wir abliefen. Wir waren beinahe die einzigen Touristen, aber es hat sich gelohnt – so haben wir doch noch einen kleinen Eindruck von Colombo erhalten. Aus mehreren Quellen haben wir gehört und gelesen, dass es in Colombo nicht wirklich viel Spezielles zu sehen gibt und die Stadt touristisch recht wenig attraktiv ist. So hatten wir den dafür vorgesehenen Tag für einen Tag länger am Strand „geopfert“ und auf einen halben Tag beschränkt, was die richtige Entscheidung war. Zu Abend gegessen haben wir auf der Terasse im 5. Stock unseres Restaurant mit Blick auf die beiden Türme des World Trade Centers – kein Witz – und auf die Sonne, welche im Meer versank.

Facts & Figures

Datum:
Donnerstag, 11. Februar

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