5. Etappe
Yala Nationalpark

von | 9. Feb. 2016 | 3 Kommentare

Freitag

Kataragama ist neben einer Pilgerstätte auch einer von zwei Ausgangsorten für den Yala-Nationalpark. Die bisherige Reise deckte vor allem Kulturelles ab, mit dem Besuch des Yala-Nationalparks wollten wir einen Einblick in die Flora und Fauna des Landes erhalten. So buchten wir zwei Nächte im „Mahoora Tented Camp“ ­– wie es der Name schon sagt handelt es sich hierbei nicht um eine klassische Unterkunft , sondern ein Zelt-Camp.

Wir buchten das Camp bereits Anfang Januar, als wir auf eine 20% Rabatt-Aktion stiessen. Das Package beinhaltete neben der Unterkunft auch Vollpension und mehrere Game-Drives, also Fahrten in resp. durch (einen Teil) des Nationalparks. Die ganze Sache war verhältnismässig ziemlich teuer und wir waren etwas skeptisch, ob der Gegenwert stimmen würde, verliessen uns aber auf unser Bauchgefühl und buchten 2 Nächte und damit vier Game-Drives (einen am Nachmittag nach der Ankunft, zwei am Folgetag und einen am Morgen des Abreisetags).

Nachdem wir in Kataragama angekommen waren, nahmen wir telefonisch Kontakt auf, was, nach ein bisschen sprachlich und akustisch bedingten Schwierigkeiten, gut klappte. 15 Minuten später wurden wir von einem Jeep abgeholt und in das rund 15 Minuten von Kataragama entfernte Camp chauffiert. In einem rustikalen, an eine Militär-Basis aus amerikanischen Filmen erinnernden Zelt wurden wir mit einem frischen Cocktail empfangen und erhielten vom Camp-Manager eine Einführung ­– sowohl in das Verhalten im Camp und im Nationalpark, als auch über die Sicherheit. Das Camp machte einen sehr professionellen Eindruck.

Im Anschluss wurden wir durch das Camp in unser Zelt geleitet, wo bereits unsere Rucksäcke auf uns warteten. Die Zelte haben eigentlich nicht viel mit einem klassischen Camping-Zelt zu tun. Viel mehr erinnern sie an ein kleines „Festzelt“ aus stabilen Blachen und einem horizontalen Dach. Die Zelte waren gut ausgestattet: Neben einem voll funktionsfähigen WC, das an die Kanalisation angeschlossen war, einer Dusche und einem Lavabo mit fliessendem Wasser im Zelt verfügte unseres sogar über eine Stromzufuhr. Für Letzteres musste die höhere Zelt-Klasse gebucht werden, was es uns wert war, wollten wir doch über die Nacht Akkus aufladen und die Speicherkarten leeren. Da sich das Zelt mitten im Wald befand war es logisch, dass man neben Spinnen, Mücken und Käfern auch mal einen Gecko oder einen Frosch im Zelt vorfand und die Unterkunft etwas weniger komfortabel ist, als ein Hotelzimmer. Dennoch waren wir sehr beeindruckt, man hat wirklich alle Möglichkeiten ausgenutzt und das Beste aus den Gegebenheiten rausgeholt.

Nach dem reichhaltigen Mittagessen ging es um 14:30 los mit dem ersten Game-Drive. Wir waren schon lange darauf gespannt, wie viele Personen wohl in einen dieser extra für die Safaris umgebauten 4x4-Fahrzeuge gequetscht werden. Wir bestiegen das bis auf den Guide noch leere Fahrzeug, nahmen Platz – und der Fahrer fragte „Shall we go?“. Etwas verdutzt bejahten wir und realisierten, dass wir an diesem Nachmittag die einzigen zwei Personen im 7-plätzigen Fahrzeug waren. Tatsächlich fuhren wir mit unserem „eigenen“ Fahrer und zusätzlich einem „eigenen“ Guide ­– eigentlich ein „Naturalist“, also ein Mitarbeiter des Wildlife-Governments – in Richtung Yala-Nationalpark.

Schon auf dem Weg zum Nationalpark sahen wir unzählige Wildschweine, ja ganze Wildschwein-Familien mit vielen Kindern, Mungos, Affen, Pfaue und Vögel. Plötzlich sahen wir, wie ein Hund die Strasse überquerte – Moment! – es war gar kein Hund, sondern ein Schakal! Der Guide war ausser sich, da man einen Schakal nur selten zu Gesicht kriegt J und prophezeite uns dadurch viele Tiersichtungen.

Nach einer guten halben Stunde waren wir am Park-Eingang. Wir passierten das Gate und sahen schon bald noch mehr Affen, Wildschweine, Pfaue und Vögel, zudem viele Störche und Rehe. Natürlich galt unser Interesse auch den hiesigen Leoparden, ist der Yala-Nationalpark doch dafür berühmt. Nur kann man auch hier nicht davon ausgehen, immer einen Leoparden zu sichten, trotzdem hofften wir natürlich darauf. Wenige Fahrminuten später sahen wir, wie sich eine fette Python über die Naturstrasse schlängelte. Unglaublich, solche Tiere in der freien Wildbahn zu erlebeben!

Weniger Minuten später klopfte der Guide hastig auf das Dach des Drivers, was das Zeichen zum Anhalten ist, und zeigte mit seinen Fingern in eine Baumkrone. Erst nach einigen Momenten sahen wir den Waran, der sich regungslos in der Sonnte wärmte. Auf unsere erstaunte Frage, wie er solche versteckten und kaum zu erkennenden Tiere denn sehe, antwortete er mit einem Lächeln „It’s my job!“, wartete einen Augenblick, grinste uns frech an und fügte an „It’s plastic ­– made in Hong Kong!“ 🙂 Wir mochten seine lockere und humorvolle Art.

Mit geschätzten 5 bis 10 km/h fuhren wir weiter auf der staubigen und holprigen Piste. Irgendwann sagte der Guide „This is Leopard-Area“. Wir waren ganz gespannt und hofften, einen zu entdecken. Nach einigen Minuten nahmen wir die Kameras wieder aus dem Anschlag – kein Leopard weit uns breit. Plötzlich rief der Guide „Leopard! Leopard!“ und gestikulierte in Richtung eines Felsens. Dieser war zwar für unser 200mm-Objektiv deutlich zu weit weg (das 150-600m haben wir aus Gewichts- und Platzgründen zu Hause gelassen), aber tatsächlich, da war einer: Majestätisch lag er auf dem Felsen, starrte zuerst in die Ferne und schliesslich direkt in unsere Richtung. Schnell machten wir einige Fotos, bis das mächtige Tier gähnte, aufstand, sich streckte und schliesslich im Gebüsch verschwand. Wir waren hin und weg von diesem magischen Moment. Der Guide sagte uns mit einem Strahlen bis zu beiden Ohren „Ooooho. You are veeery lucky!! I know him – this is the biggest leopard in this area. You are very lucky to see him!“. Später stellte sich heraus, dass unser Guide schon seit Kindesalter im Yala-NP unterwegs ist und bereits seit 16 Jahren als Guide fungiert und bereits sein Vater im Park arbeitete. Wir waren glücklich, dieses schöne Tier in der Freiheit gesehen und sogar ein paar brauchbare Bilder davon zu haben.

Nach der Leoparden-Begegnung fuhren wir weiter, sahen war keinen weiteren Leoparden mehr, dafür aber unglaublich viele andere Tiere – zeitweise kam man sich vor, wie im Zoo oder in einem Film. Wir hielten an einem Ort an, der eine Szene aus „König der Löwen“ hätte sein können: Eine kleine Erhöhung mit Blick in die Weite, ein paar Meter vor uns erstreckte sich für vielleicht 50 Meter ein Gewässer, zur Linken in der Ferne sah man einen Hirsch, der unter einem Baum Schatten suchte, etwas weiter rechts hatte man freie Sicht auf einige Baumkronen in 100 Metern Entfernung, auf der sich zahlreiche verschiedene Vögel niedergelassen haben. Davor waren rund ein Dutzend Wasserbüffel und ein paar Jungtiere zu sehen, die sich am Wasser niedergelassen haben oder darin badeten. Etwas weiter nach rechts wurde das Wasser etwas seichter und aus grosser Entfernung konnte man die Umrisse mehrere Krokodile wahrnehmen. Dies war ein tief beeindruckender Moment!

Auch sehr beeindruckend war eine weitere Begegnung: Mit einem ca. 15 jährigen Elefantenbullen. Dieser Elefant schien sich wohl gerade in einer äusserst testosteron-gesteuerten Phase zu befinden! Er machte einen aggressiven, unzufriedenen Eindruck und liess seine Wut und seinen Kraftüberschuss an Bäumen und Ästen aus. Ihm dabei zuzusehen war richtig amüsant 🙂 Etwas mulmig wurde uns dann aber, als er plötzlich seine Wut umlenkte – auf uns… Das ist kein wirklich tolles Gefühl, wenn ein Elefantenbulle drohend auf dich zustürmt! Sehr faszinierend war dann aber, wie unser Guide reagierte. Er stellte sich auf, schaute den Bullen völlig ruhig und souverän direkt an, machte einige Geräusche… Und sofort stoppte der Bulle und drehte sich ab! Unser Guide erklärte uns danach, wir müssen keine Angst haben, er habe die Elefanten unter Kontrolle. In seiner jahrelangen Arbeit in diesem Park hätte er ihre Körpersprache intensiv kennengelernt, dieser hier sei zwar tatsächlich aggressiv, er hätte aber wie eine Fähigkeit entwickelt, sie zu kontrollieren. Wow!

Am Abend wurde uns in einer Art „Gartenanlage“ zuerst ein Cocktail am Feuer und anschliessend ein mehrgängiges Abendessen serviert, das wirklich sehr lecker war. Da die Zelte an diesem Tag nicht sehr ausgebucht waren, hat lediglich ein weiteres Pärchen zu Abend gegessen. Es war eine sehr private und romantische Atmosphäre.

 

Samstag

Am nächsten Tag (Samstag) war sehr frühes Aufstehen angesagt. Um 04:45 klingelte der Wecker, um 05:15 musste man am Treffpunkt sein, damit man um 05:30 losfahren kann und pünktlich zur Öffnung des Nationalparks um 06.00 am Eingang war. Da zu unserem Glück offenbar wirklich keine anderen Gäste da waren, waren wir den ganzen über Tag in der selben Konstellation wie am Vortag unterwegs; mit Fahrer und Guide – ohne weitere Personen. Auch wenn wir etwas weniger Glück hatten als am Vortag, sahen wir wieder zahlreiche Tiere. Besonders erwähnenswert sind die vielen Affen, die farbenprächtigen Störche, die Krokodile, die vielen Wasserbüffel und die Elefanten.

Frühstück gab es an einem Rastplatz. Unser Guide und Fahrer schafften es auf erstaunliche Weise, den Menschenmassen (täglich fahren rund 100 Jeeps in den Park!) zu entgehen. In der Rush Hour legten wir eine kurze Pause abseits ein, das Mittagessen legten wir auf eine Zeit in der dieser Platz noch nicht überfüllt war. Dort blieb dann auch noch Zeit für einen Spaziergang am Meer, bevor wir weiterfuhren.

Einen Leoparden verpassten wir leider knapp, der Jeep vor uns sah ihn noch über die Strasse gehen. Später entdeckten wir (besser gesagt unser Guide :-)) aber als erste einen weiteren Leoparden bzw. wie sich herausstellte, sogar zwei: Eine Mutter mit 1-2 Jungtieren. Leider sahen wir sie nur aus grosser Distanz durch die Blätter.

Kurz vor dem Ausgang winkten uns einige Leute aufgebracht zu. Der Grund war schnell erkennbar: Ihr Jeep war tief im Schlamm versunken, die Räder waren blockiert und taten keinen Wank mehr. Da Mahoora mit sehr guten Fahrzeugen ausgerüstet ist, müssen sie anscheinend regelmässig weniger gut ausgerüstete Jeeps „retten“ 😉 So auch heute: Mit der Seilwinde an unserem Jeep und viel Kraft wurde der andere Jeep aus seiner misslichen Lage befreit.

Irgendwann hiess es aber auch heute: The safari is finished! Zurück im Camp gab es wieder ein sehr feines, mehrgängiges Menu und danach die wohlverdiente Nachtruhe.

Sonntag

Am Sonntag war erneut sehr frühe Tagwache: Dasselbe Prozedere wie gestern, denn heute stand eine weitere, letzte Safari auf dem Programm. Erneut mit dem gleichen Fahrer. Erneut mit dem gleichen Guide. Erneut nur wir zwei als Gäste 😉 Es lag also die vorherigen Tage nicht daran, dass wir fast die einzigen Gäste waren, sondern scheint normal zu sein bei Mahoora? Heute waren nämlich gegen 30 Personen im Camp! Wir sahen wieder einige Tiere, unter anderem auch zwei Elefanten mit einem Baby. Leoparden sahen wir heute zwar keine mehr, aber wir sind mehr als glücklich über all unsere bisherigen Sichtungen!

Gegen Mittag waren wir zurück im Camp und mit einem Driver ging unsere Reise weiter – der Küste entlang in den Westen.

Rückblickend dürfen wir sagen, dass wir hellauf begeistert vom Mahoora Camp sind! Der (hohe) Preis hat sich allemal gelohnt, das Erlebnis war unvergesslich. Der Service war top, die beteiligten Angestellten waren top, die Game-Drives waren top. Es hat restlos alles gestimmt – Hut ab.

Facts & Figures

Datum:
Freitag, 5. Februar
Samstag, 6. Februar
Sonntag, 7. Februar

Standort