9. Tag: Der Dempster ruft

von | 20. Juli 2017 | 1 Kommentar

Heute war dann mal wieder so ein „Wir verschlafen“-Tag… Da wir gestern nicht mehr wie geplant Kleider waschen konnten, mussten wir das heute tun und das dauert eben. Während unsere Kleider durch die typisch amerikanischen / kanadischen Riesenwaschmaschinen geschleudert wurden, machten wir uns ein reichhaltiges Frühstück. Bis Eliot noch entleert und mit neuem Wasser gefüllt war, war dann doch bereits nach Mittag. Ein kurzer Stop beim Besucherzentrum bestätigte unsere Meinung, dass wir „es“ wagen können. Nun, was heisst denn „es“? Dominique träumt bereits seit einiger Zeit davon, einmal den „Dempster“-Highway zu fahren. Der „Dempster“-Highway ist eine Naturstrasse, die bis weit in den Norden Kanadas hochführt. Der Zustand wird als eher schlecht beschrieben, laut unserer Bibel (Milepost – unser Reiseführer) wird dringend empfohlen, mindestens zwei Ersatzreifen mitzuführen. Naja. Wir haben immerhin einen! Die nächste kritische Frage ist die Sache mit dem Benzin. Nach Dawson ist die erste Tankstelle erst wieder in Eagle Plains, was doch 370km sind und wie unsere aufmerksamen Besucher ja wissen, säuft der Eliot in etwa genauso viel wie sein Vorgänger Grimm vom letzten Jahr. Unseren Hochrechnungen zu folge sollte ein Tank allerdings reichen – vorausgesetzt, wir können wirklich bis Eagle Plains fahren. Umkehren irgendwo vorher wäre mit einem leeren Tank gleichzusetzen. Und somit keine Option – eigentlich. Wieso eigentlich? In der Nähe des Dempster Highway wüten momentan verheerende Waldbrände und die Strasse muss immer wieder vorübergehend gesperrt werden, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. In diesem Falle hätten wir so ziemlich die Arschkarte oder müssten irgendwo im Nirgendwo ausharren, bis die Strasse wieder geöffnet würde… Die nette Dame im Besucherzentrum beruhigte uns aber und meinte, wir würden es bestimmt nach Eagle Plains schaffen. Dank der kühleren Temperaturen und den Niederschlägen in den letzten Tagen ist das Feuer zurückgegangen und soweit „unter Kontrolle“.

So starteten wir irgendwann nach mittags diese abenteuerliche Reise. Das Wetter war zwar okay, aber doch ziemlich wolkenverhangen. Da wir sowieso recht spät dran waren, entschlossen wir uns dazu, bereits beim ersten Campground die Nacht zu verbringen. Somit fuhren wir heute erst rund 70km des „Dempsters“. Der „Tombstone Mountain Campground“ ist wunderschön und mit viel Liebe angelegt. Wir konnten uns sogar ein Top-Plätzchen direkt am Bach ergattern!

Heute war es auch endlich soweit, dass wir unseren guten Vorsatz, mehr zu Fuss die Gegend zu erkunden, umsetzen konnten. Wir zogen also die Wanderschuhe an, nahmen Kamera und natürlich Bärenspray und los ging’s auf den „North Klondike Trail“. Angeblich ist das ein 1.5km Rundweg, aber nach 1.6km waren wir noch nicht mal auf dem Rückweg? Der Trail führte anfangs durch ein dichtes Wäldchen, später durch eine Landschaft mit dichten Büschen. Schon so ziemlich unheimlich und adrenalin-schub-fördernd, ist hier doch Grizzly- und Elch-Gebiet, was wir auch immer wieder an Spuren im feuchten Boden sehen konnten. Keine Frage, wir finden Grizzlies UND Elche fantastisch, aber während einer Wanderung können wir auf solche Begegnungen verzichten, zumal sie in diesem unüberschaubaren Gebiet nicht immer harmlos ablaufen müssen. So gaben wir uns Mühe, uns laut genug zu unterhalten. Aber das ist gar nicht so einfach – was redet man ununterbrochen? Das Zählen wurde uns irgendwann zu langweilig, so spielten wir eine abgewandelte Form von „Stadt Land Fluss“ oder so – lautstark. Ob es keine gefährlichen Tiere hatte oder ob wir alle erfolgreich verscheuchten, können wir nicht abschliessend beurteilen. Plötzlich standen wir an einem Fluss und trauten unseren Augen nicht, als wir überall Schnee und Eis entdeckten! Ein unglaubliches Bild. Wir spazierten lange über diesen „Mini-Gletscher“ und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Leider können Fotos die Schönheit dieser Natur nicht mal annähernd wiedergeben… Aus dem angeblichen 1.5km-Trail wurde dann irgendwann 4km und insgesamt 1 ¾ Stunden, die wir durch die Gegend spazierten 😉

Dominique widmete sich am Abend noch seiner Lieblingsbeschäftigung und zauberte ein geniales Feuer, während ich alles elektronische erledigte: Speicherkarten auf den Laptop übertragen, Blog schreiben… Gegen Mitternacht war es immer noch taghell, im Hintergrund hörten wir einen Wolf heulen. Einfach nur wow.

Standort:

Standort

Facts & Figures:

 Datum:
Montag, 17. Juli 2017

 Schritte:
12’573 / 8.74 km

 Zeit in Fahrt:
2:21h

 Gefahrene Strecke:
117.5km

 Campground:
Tombstone Mountain Campground

 Wildlife:
Eule

Wetter:
Mix aus Sonne und Wolken, wenig Regen