9. Tag: Der Dempster ruft

9. Tag: Der Dempster ruft

Heute war dann mal wieder so ein „Wir verschlafen“-Tag… Da wir gestern nicht mehr wie geplant Kleider waschen konnten, mussten wir das heute tun und das dauert eben. Während unsere Kleider durch die typisch amerikanischen / kanadischen Riesenwaschmaschinen geschleudert wurden, machten wir uns ein reichhaltiges Frühstück. Bis Eliot noch entleert und mit neuem Wasser gefüllt war, war dann doch bereits nach Mittag. Ein kurzer Stop beim Besucherzentrum bestätigte unsere Meinung, dass wir „es“ wagen können. Nun, was heisst denn „es“? Dominique träumt bereits seit einiger Zeit davon, einmal den „Dempster“-Highway zu fahren. Der „Dempster“-Highway ist eine Naturstrasse, die bis weit in den Norden Kanadas hochführt. Der Zustand wird als eher schlecht beschrieben, laut unserer Bibel (Milepost – unser Reiseführer) wird dringend empfohlen, mindestens zwei Ersatzreifen mitzuführen. Naja. Wir haben immerhin einen! Die nächste kritische Frage ist die Sache mit dem Benzin. Nach Dawson ist die erste Tankstelle erst wieder in Eagle Plains, was doch 370km sind und wie unsere aufmerksamen Besucher ja wissen, säuft der Eliot in etwa genauso viel wie sein Vorgänger Grimm vom letzten Jahr. Unseren Hochrechnungen zu folge sollte ein Tank allerdings reichen – vorausgesetzt, wir können wirklich bis Eagle Plains fahren. Umkehren irgendwo vorher wäre mit einem leeren Tank gleichzusetzen. Und somit keine Option – eigentlich. Wieso eigentlich? In der Nähe des Dempster Highway wüten momentan verheerende Waldbrände und die Strasse muss immer wieder vorübergehend gesperrt werden, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. In diesem Falle hätten wir so ziemlich die Arschkarte oder müssten irgendwo im Nirgendwo ausharren, bis die Strasse wieder geöffnet würde… Die nette Dame im Besucherzentrum beruhigte uns aber und meinte, wir würden es bestimmt nach Eagle Plains schaffen. Dank der kühleren Temperaturen und den Niederschlägen in den letzten Tagen ist das Feuer zurückgegangen und soweit „unter Kontrolle“.

So starteten wir irgendwann nach mittags diese abenteuerliche Reise. Das Wetter war zwar okay, aber doch ziemlich wolkenverhangen. Da wir sowieso recht spät dran waren, entschlossen wir uns dazu, bereits beim ersten Campground die Nacht zu verbringen. Somit fuhren wir heute erst rund 70km des „Dempsters“. Der „Tombstone Mountain Campground“ ist wunderschön und mit viel Liebe angelegt. Wir konnten uns sogar ein Top-Plätzchen direkt am Bach ergattern!

Heute war es auch endlich soweit, dass wir unseren guten Vorsatz, mehr zu Fuss die Gegend zu erkunden, umsetzen konnten. Wir zogen also die Wanderschuhe an, nahmen Kamera und natürlich Bärenspray und los ging’s auf den „North Klondike Trail“. Angeblich ist das ein 1.5km Rundweg, aber nach 1.6km waren wir noch nicht mal auf dem Rückweg? Der Trail führte anfangs durch ein dichtes Wäldchen, später durch eine Landschaft mit dichten Büschen. Schon so ziemlich unheimlich und adrenalin-schub-fördernd, ist hier doch Grizzly- und Elch-Gebiet, was wir auch immer wieder an Spuren im feuchten Boden sehen konnten. Keine Frage, wir finden Grizzlies UND Elche fantastisch, aber während einer Wanderung können wir auf solche Begegnungen verzichten, zumal sie in diesem unüberschaubaren Gebiet nicht immer harmlos ablaufen müssen. So gaben wir uns Mühe, uns laut genug zu unterhalten. Aber das ist gar nicht so einfach – was redet man ununterbrochen? Das Zählen wurde uns irgendwann zu langweilig, so spielten wir eine abgewandelte Form von „Stadt Land Fluss“ oder so – lautstark. Ob es keine gefährlichen Tiere hatte oder ob wir alle erfolgreich verscheuchten, können wir nicht abschliessend beurteilen. Plötzlich standen wir an einem Fluss und trauten unseren Augen nicht, als wir überall Schnee und Eis entdeckten! Ein unglaubliches Bild. Wir spazierten lange über diesen „Mini-Gletscher“ und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Leider können Fotos die Schönheit dieser Natur nicht mal annähernd wiedergeben… Aus dem angeblichen 1.5km-Trail wurde dann irgendwann 4km und insgesamt 1 ¾ Stunden, die wir durch die Gegend spazierten 😉

Dominique widmete sich am Abend noch seiner Lieblingsbeschäftigung und zauberte ein geniales Feuer, während ich alles elektronische erledigte: Speicherkarten auf den Laptop übertragen, Blog schreiben… Gegen Mitternacht war es immer noch taghell, im Hintergrund hörten wir einen Wolf heulen. Einfach nur wow.

Standort:

Standort

Facts & Figures:

 Datum:
Montag, 17. Juli 2017

 Schritte:
12’573 / 8.74 km

 Zeit in Fahrt:
2:21h

 Gefahrene Strecke:
117.5km

 Campground:
Tombstone Mountain Campground

 Wildlife:
Eule

Wetter:
Mix aus Sonne und Wolken, wenig Regen

8. Tag: Fox on the top of the world

8. Tag: Fox on the top of the world

Relativ früh haben wir den Tag begonnen und nach einem Frühstück im Camper waren wir bereits wieder „on tour“ mit Eliot. Wir fuhren an Tok vorbei und dann Richtung Norden. Der „Top of the World“-Highway gilt als eine landschaftlich sehr reizvolle Strasse. Einen ersten Stopp machten wir natürlich in Chicken – ja, dieses Dörfchen heisst wirklich so und ist mehr als nur ein bisschen schräg 🙂 Nicht nur die (wenigen) Einwohner dort oben sind recht schräg, sondern auch das ganze Dörfchen an sich. Während wir letztes Jahr nur kurz zum Tanken angehalten hatten, nahmen wir uns dieses Jahr etwas mehr Zeit und guckten uns auch noch „Downtown“ Chicken an. Naja… „Downtown“ tönt so gross 🙂 In Wirklichkeit sind das genau ein (schräger) Souvenirshop, eine (schräge) Bar und ein (schräger) Liquor Store. Aber sehenswert allemal!

Bei wechselhaftem Wetter nahmen wir dann die lange Strecke auf Naturstrasse auf uns. Der „Top of the World“-Highway befand sich in einem einwandfreien Zustand und war sehr angenehm zu befahren. Im Gegensatz zu letztem Jahr war er auch deutlich weniger befahren und wir waren grösstenteils alleine unterwegs. Plötzlich huschte ein Tier über die Strasse und wir konnten unser Glück kaum fassen, als wir gesehen haben, WAS für ein Tier. Ein wunderschöner Polarfuchs in seinem Sommerkleidchen! Korrektur: (Becci sei Dank wurde aus dem Polarfuchs ein Rotfuchs in seltener Schwarzfärbung (Kohlfuchs) :D) Er verschwand leider sofort wieder im Gebüsch und wir wollten gerade weiterfahren, als er erneut auf die Strasse kam und dort seelenruhig am Rand entlang trabte. Wir konnten ihn eine ganze Weile beobachten und er liess sich nicht im Geringsten stören – das Highlight war natürlich, als er vor unseren Augen plötzlich erstarrte, den Strassenrand fixierte und mit einem gekonnten Mäuserlsprung eine Maus packte! Was für ein Erlebnis – zumindest ich war danach noch gefühlte Stunden aus dem Häuschen und kriegte mich fast nicht mehr ein 😉

Auf einem Campground legten wir eine Mittagsrast mit Wraps ein, bevor wir weiterfuhren. Irgendwann waren wir dann auch an der Grenze. Der „Top of the World“-Highway verbindet nämlich Alaska (USA) mit Yukon (Kanada). Der Grenzübergang verlief wiederum sehr angenehm, unser Feuerholz mussten wir leider abgeben, aber was solls. Nach der Grenze überfiel uns beide die grosse, gefürchtete Müdigkeit… Aber was gibt’s da praktischeres, als einen Camper?! So suchten wir uns eine schöne Stelle, stellten den Camper ab und gingen halt mal eben 3 Stündchen schlafen. Das tat richtig gut! Irgendwann gegen 20 Uhr setzten wir uns wieder hinters Steuer und beschlossen, doch noch bis Dawson zu fahren. Das taten wir dann auch. Die (kostenlose) Fähre setzte uns sicher am anderen Ufer ab und dort steuerten wir ausnahmsweise einen privaten Campground an. Da wir unbedingt Wäsche waschen mussten und eine Dusche nötig hatten nach dieser staubigen Fahrt, war dies einfach der bequemste Weg 😉 Auf jegwelche Anschlüsse konnten wir aber auch diese Nacht verzichten – schon alleine aus Prinzip 😛

Standort:

Standort

Facts & Figures:

 Datum:
Sonntag, 16. Juli 2017

 Schritte:
5’393 / 3.96km

 Zeit in Fahrt:
7:08h

 Gefahrene Strecke:
347.7km

 Campground:
Bonanza Creek RV Park

 Wildlife:
Mix aus Sonne und Wolken, kurz Regen

 

5. Tag: Irgendwo im Nirgendwo

5. Tag: Irgendwo im Nirgendwo

Obwohl Petrus heute weniger gut gelaunt war, starteten wir bestens gelaunt in den neuen Tag. Nach einem Frühstück im Camper fuhren wir los, einige Meilen noch auf einer „richtigen“ Strasse, bevor wir auf den Denali Highway abbogen. Der „Denali“ Highway war früher die einzige Verbindung zum Denali National Park, heute gibt es natürlich längst eine weitaus bessere Strasse, die Anchorage und Fairbanks verbindet. Der „Denali Highway“ ist 135 Meilen (ca. 216km) und abgesehen von einem Teilstück zu Beginn durchwegs eine Naturstrasse. Der Zustand variiert je nach Streckenabschnitt. Mal war es eine sehr gut befahrbare Gravelroad, mal war grosse Vorsicht und seeeehr langsames Fahrtempo angesagt, weil die Strasse mit tiefen Schlaglöchern übersäht war oder aber mit spitzen Steinen bestückt. Kein Wunder, gehören platte Reifen zur Tagesordnung. Die Strasse führt durch eine tolle Landschaft und hier erlebt man noch die richtige Freiheit. Es gibt keine Strommasten, kaum Begegnungen mit anderen Menschen, keine Dörfer, nichts… Abgesehen von ganz wenigen Lodges und einer Tankstelle gibt’s hier wirklich nichts. Obwohl es ziemlich bewölkt war, war es eine superschöne Fahrt.

Nach etwa zwei Drittel der Strecke stellten wir unseren geliebten „Eliot“ an einer schönen Haltebucht mit wunderbarer Aussicht ab – hier verbrachten wir die Nacht. Ein beeindruckendes Gefühl, fernab von jeglicher Zivilisation einfach im Nichts das Nachtlager aufzuschlagen! Die Ruhe ist nicht mit Worten zu beschreiben. Und just in dem Moment, als wir unser Plätzchen ausgewählt hatten, kam die Sonne und innert Kürze waren keine Wolken mehr zu sehen! Dominique baute selber einen „Firepit“, während ich die Drohne über die Gegend kreisen liess. Dank den wirklich sommerlichen Temperaturen konnten wir bis spät abends draussen sitzen und die Natur und Aussicht geniessen.

Standort:

Denali Highway

Facts & Figures:

 Datum:
Donnerstag, 13. Juli 2017

 Schritte:
7’703 / 5.66km

 Zeit in Fahrt:
5:49h

 Gefahrene Strecke:
280.9km

 Campground:
Keiner (Strassenrand)

 Wildlife:
2 Elche (1 Mutter, 1 Junges), Schneeschuhhasen, Arktische Ziesel

Wetter:
Tagsüber bewölkt, abends sonnig

 

3. Tag: Traumtag auf hoher See

3. Tag: Traumtag auf hoher See

Wir erinnern uns: Vor einem Jahr freuten wir uns riesig auf die Schifftour ab Seward. Das Wetter meinte es damals überhaupt nicht gut mit uns: Es regnete den ganzen Tag und durch den starken Nebel und die vielen Wolken sahen wir so ziemlich gar nichts. Heute wagten wir Versuch Nummer 2, und was sollen wir sagen… Es hat sich mehr als gelohnt! Ein absolut perfekter Tag erwartete uns, als wir morgens um 7:00 Uhr bei „Kenai Fjords Tour“ eincheckten für die „National Park Tour“ auf dem Schiff „Ailalik Voyager“. Strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen und ein stahlblauer Himmel… Der Wahnsinn! Selber der Kapitän betonte, dass wir Riesenglück hätten und solch ein Traumtag selten ist. Der Sonnenschein begleitete uns auf der ganzen Tour, die um 8:00 Uhr startete. Obwohl das Schiff voll war (rund 150 Personen), war es eine geniale Tour. Vielleicht abgesehen von der Gruppe Inder, die allesamt kotzten und entweder hinten auf dem Schiff wie Halbtote auf dem Boden liegen oder im Schiffsinneren Kotztüte um Kotztüte füllten… Uns ging es zum Glück bestens. Und Flashblack der Zweite: Vor einem Jahr wurde auch ich seekrank, ich kann den armen Indern also gewissermassen nachfühlen…

 

Auf der 6 stündigen Tour hatten wir riesiges Glück und konnten sogar zwei Finnwale kurz beobachten, wenn auch aus grosser Distanz. Hautnah erlebten wir dafür diverse Buckelwale. Es waren zeitweise so viele rund ums Schiff, dass ich nicht mehr wusste wo schauen. Sie zeigten sich äusserst aktiv und wir hatten das grosse Glück, sie beim Fressen beobachten zu dürfen! Beim „Bubble Feeding“ machen die Buckelwale Ringe aus Luftblasen, mit denen sie die Fische sozusagen „einsperren“ um sie danach fressen zu können. Doch auch das „Lunge Feeding“ durften wir hautnah miterleben, ausserdem zeigten sie auch „Tail Slapping“, also sozusagen das Winken mit der Schwanzflosse. Neben den Buckelwalen freute ich mich insbesondere über die VIELEN Puffins – ich liebe diese Vögelchen! Auch sonst gab es diverses an Vögeln zu beobachten, Seehunde und Seelöwen.

 

Um 14 Uhr waren wir glücklich und zufrieden zurück in Seward, wo wir noch eine Weile einem putzigen Seeotter zuschauten, einen Hafenrundgang machten und danach wieder zurück zum Epic Elegant Eliot spazierten.

 

Auf der Rückfahrt Richtung Norden diskutierten wir verschiedene Möglichkeiten, wie unsere Route in den nächsten Tagen aussieht. Der Denali Nationalpark fällt wegen schlechtem Wetter leider aus – wir folgen einfach der Sonne 😉 Kurz vor Anchorage machten wir spontan einen Abstecher ins Dörfchen Hope und fanden dort einen wunderbaren Campground direkt am Turnagain Arm, dem Meeresarm, an dem gegenüber Anchorage liegt. Dominique machte ein hübsches Feuerchen, es gab eine Knackwurst vom Feuer und Salat dazu. Ich war fix und foxy und pennte bereits während dem Essen fast ein…

Standort:

Standort

Facts & Figures:

 Datum:
Dienstag, 11. Juli 2017

 Schritte:
7’441

 Gefahrene Strecke:
81.2mi / 130.5km

 Campground:
Porcupine Campground

 Wildlife:
viele Buckelwale, 1 juveniler Weisskopfseeadler, Seeotter, Seehunde, Stellersche Seelöwen, 2 Finnwale, Gelbschopflunde, Hornlunde, Trottellummen, Kormorane

Wetter:
Sonnig, nachmittags leicht bewölkt

 

2. Tag: Anchorage – Forest Acres

2. Tag: Anchorage – Forest Acres

Die Nacht war echt kalt. Ich bin gefühlte 67x erfroren, brrrr. Das Klima hier ist doch ziemlich anders als in der Schweiz, wo wir in letzter Zeit doch immer 30 Grad und mehr hatten. So kam eine heisse Dusche am Morgen früh gerade gelegen – danach fühlten wir uns wie wiedergeboten.

Um 08:30 Uhr verliessen wir den Campground und fuhren zum Point Woronzof, wo wir erst kurz die Aussicht auf den Turnagain Arm genossen und danach noch eine Weile der Strasse entlang fuhren. Mit Erfolg! Nach wenigen Minuten erblickten wir bereits den ersten Elchbullen, noch ein junges Kerlchen 🙂 Kurz darauf bescherte uns das Glück auch noch ein Date mit einer Elchdame. Mehr als zufrieden mit diesem Start in den Tag fuhren wir zurück in die City, gönnten uns ein leckeres Pancake-Frühstück bei Denny’s und holten danach noch einige fehlende Sachen im Fred Meyer.

So war es doch bereits nach 13:00 Uhr, als wir Anchorage verliessen. Wir haben für diese Reise absolut nichts vorreserviert oder fix eingeplant, mal abgesehen vom dem Campground in Anchorage bei der Ankunft und in Whitehorse für den Rückflug. So entschieden wir heute früh nach dem Checken des Wetterberichts, dass wir Richtung Kenai Peninsula fahren werden. Mit einigen Halts (z.B. Beluga Point, Summit Lake etc.) fuhren wir bis kurz vor Seward, wo wir einen hübschen Campground fanden. Dominique konnte seine Axt heute bereits einweihen, machte ein hübsches Feuerchen und so gab es ein feines Fleisch vom Grill. Da wir echt müde waren, gingen wir früh ins Bett.

Standort:

forest acres campground

Facts & Figures:

 Datum:
Montag, 10. Juli 2017

 Schritte:
11’298 / 8.31km

 Zeit in Fahrt:
4:12 h

 Gefahrene Strecke:
148.9mi / 239.6km

 Campground:
Forest Acres

 Wildlife:
1 Elchdame, 1 Elchbulle